Die Anschläge vom 11. September 2001 haben nicht nur die USA erschüttert, sondern die Welt insgesamt aus den Fugen gebracht. Der „Krieg gegen den Terror“, den der damalige Präsident George W. Bush ausrief, hat jene Kriege, Bürgerkriege, Terror und die weltweite Fluchtbewegung angeheizt, die dem Globus heute zu schaffen machen. 15 Jahre danach werden die fatalen Fehler sichtbar, vor denen der kriegsbegeisterte Bush sich damals nicht mahnen ließ. Der Krieg gegen den Terror hat die Welt nicht sicherer gemacht.
Die Attacken auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington trafen die USA ins Mark. Nie zuvor hatte die Supermacht ihre eigene Verwundbarkeit auf so drastische Weise erfahren müssen, und eine andere als die militärische Antwort kam dem US-Präsidenten nicht in den Sinn. Stärke demonstrieren, hieß sein Gebot der Stunde, und er schwor die NATO, die Bündnispartner der westlichen Welt auf einen Militarisierungskurs ein, der nach dem Ende des Ost-West-Konflikts hätte überwunden sein sollen.
Es folgten – noch ohne Deutschland – die völkerrechtswidrige Intervention im Irak, mit Bundeswehrbeteiligung dann der Krieg in Afghanistan, die Eingriffe im arabischen Frühling, der Stellvertreterkrieg in Syrien. An mehr als einem Dutzend Brennpunkten sind derzeit Bundeswehrsoldaten engagiert, in Mali, im Kosovo, Libanon, Sudan, Südsudan, in Liberia, Westsahara, am Horn von Afrika, im Mittelmeer. Mangelhaft ausgestattet, personell an der Grenze.
„Der Krieg gegen den Terror ist gescheitert“, sagt die Internationale Ärzteorganisation zur Verhütung von Atomkriegen und fordert zivile Konfliktlösungsstrategien. 1,3 Millionen Menschen seien in den ersten zehn Jahren dem „Krieg gegen den Terror“ zum Opfer gefallen, beklagt IPPNW. „Die deutsche Bundesregierung könnte Vorreiterin sein für eine Friedenspolitik, die sich aktiv für gewaltfreie Konfliktlösungen und eine gerechte Weltordnung einsetzt“, heißt es in einer Erklärung zum 9/11-Jahrestag.
Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts erschien das Ideal einer friedlichen, kooperativen Weltordnung am Horizont. Eine Stärkung der Vereinten Nationen als weltumspannend anerkannte Instanz der Konfliktlösung wurde vorstellbar mit dem Völkerrecht und den universellen Menschenrechten als gemeinsamer Basis. Die Vision wurde unter den Trümmern der New Yorker Twintowers begraben. Eine neue Frontstellung, gegen den islamistischen Terror, den Dschihadismus, wiederbelebte den Vorrang militärischer Gewalt. Krieg ist nicht mehr letztes, sondern erstes Mittel und prägt neue, asymmetrische Erscheinungsformen aus, die das alte Schema von Sieg und Niederlage durchkreuzen.
Terrorismus ist mit militärischen Mitteln nicht zu bekämpfen, jedes Bombardement, das stets auch zivile Opfer in Kauf nimmt, bereitet ihm im Gegenteil den Boden. Und während die Gewalt Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertreibt, verstricken sich die Kriegsparteien tiefer in ihre Konfrontation, entfachen den Ost-West-Konflikt neu, nutzen etwa den vorgeblichen Krieg gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ in Syrien auch als Deckmantel für die gewaltsame Verfolgung eigener Machtinteressen.
Das fatale System hat George W. Bush vor 15 Jahren mit dem Krieg gegen den Terror etabliert. Seither dient es Potentaten allerorts als willkommenes Mittel, eigene Widersacher zu Terroristen zu erklären und damit Gewalt gegen sie zu rechtfertigen. Der Krieg gegen den Terror hat die Welt nicht sicherer gemacht.
Bildquelle: Wikipedia, U.S. Navy photo by Chief Photographer’s Mate Eric J. Tilford, Public Domain