Es gibt auch positive Signale vom Energiemarkt. In diesem Jahr wird der Strompreis für private Haushalte zum ersten Mal seit dem Jahre 2000 sinken – und zwar um 1,4 %. Die Familie mit 4 Personen, die im Jahr rund 3.500 Kilowattstunden Strom verbraucht, wird um 1 Euro monatlich entlastet: Statt 85 werden nur noch 84 Euro pro Monat auf der Rechnung stehen. An der Leipziger Strombörse kostet Strom 3 bis 5 Cent. Wenn die Sonne heiß brennt oder der Wind kräftig bläst, wenn auf „Teufel komm heraus“ Strom aus regenerativen Quellen ins Netz eingespeist werden muss, dann gibt es hin und wieder sogar auch niedrigere Preise. So kommt es vor, dass Sonnenstrom „made in Germany“ zum Minuspreis an Speicherkraftwerke in Österreich geliefert wird; wenn dann des Nachts die Sonne nicht mehr scheint und Spitzenlast in Deutschland gefragt ist, wird Strom aus Österreich zu besonders hohen Preisen zurückgeliefert.
Teure Energiewende
Die Energiewende ist eben nicht billig zu haben, vor allem, solange es keine Speicherkapazitäten hierzulande geben wird. Alle rufen danach, doch Pumpspeicher-Kraftwerke lassen sich nicht aus dem Boden stampfen und wo auch immer sie errichtet werden sollen, regen sich beachtlich Widerstände von Bürgerinitiativen. Dasselbe gilt für dringend notwendige neue Stromtrassen, ohne die Strom aus den windreichen Regionen an Nord- und Ostsee sich kaum in die südlichen Regionen Deutschlands transportieren lässt. Selbst gegen Geothermiekraftwerke, die grundlastfähigen Strom dezentral liefern können, machen manche Zeitgenossen Front, die Erdbeben und andere Gefahren beschwören. Viele Provinzpolitiker knicken vor solchen Bürgerinitiativen von zum Teil nicht einmal 50 bis 100 Protestlern ein. In Sonntagsreden bezeichnen sie die Energiewende als große Jahrhundertherausforderung – mit dem Ausstieg aus Kernkraft und Kohle, mit ehrgeizigen CO2-Reduzierungszielen.
Die Energieversorgung sollte jedoch 3 Ziele erfüllen: Sicherheit der Versorgung, Klimafreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Dieses magische Dreieck ist inzwischen mehr als gefährdet – und zwar an mehreren Ecken.
0,07 Cent weniger für EEG-Umlage
Rund 22 Mrd. Euro zahlen die privaten Stromverbraucher allein in diesem Jahr für die Umlage zur Förderung der erneuerbaren Energien. Und das, obwohl 2015 zum ersten Mal seit eineinhalb Jahrzehnten diese Umlage gesunken ist – von 6,24 Cent auf 6,17 Cent je Kilowattstunde. Das bringt den Euro pro Monat an Kostenersparnis.
Die Energiewende hat den Anteil von Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis gewaltig nach oben getrieben – auf sage und schreibe 52 %. Über 32 Mrd. Euro müssen die Stromverbraucher inzwischen dafür pro Jahr zahlen; 1998 waren es exakt 2,3 Mrd. Euro.
Damit machen heute die Kosten für die Strombeschaffung und den Vertrieb, den die Elektrizitätsversorger beeinflussen, gerade mal ein Viertel des Strompreises aus, nämlich etwas mehr als 7 Cent pro Kilowattstunde. Für die Netzentgelte kommen im Schnitt noch 6,75 Cent dazu; sie sind vor allem auch in Regionen gestiegen, in denen Stromnetze um- oder ausgebaut werden mussten. Je höher der Strompreis steigt, umso mehr kassiert der Fiskus: Denn auf alles kommt die Mehrwertsteuer.
Solange der Strom aus der Steckdose fließt, konsumiert der Kunde, zahlt und schweigt. Nur wenige wechseln den Stromanbieter, weil das zumeist nicht viel bringt, denn alle müssen die 52 % für Steuern und Abgaben aufbringen. Ein Ende der Wende ist nicht in Sicht: Es kann in Zukunft noch teurer werden! Da sind die 12 Euro weniger in diesem Jahr nur ein schwacher Trost.
Bildquelle: Wikipedia, Philipp Hertzog, CC BY-SA 3.0