Mit einer Million Geflüchteter vom Südsudan nach Uganda hat Filippo Grandi, der UN-Flüchtlingskommissar, aktuell einen traurigen Rekord verkünden müssen. Die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise der Welt entstand im vom Krieg zerstörten Südsudan. Das Nachbarland Uganda nimmt die Menschen auf und gibt ihnen, so gut es geht, und mit Unterstützung des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Schutz. 85 Prozent der Neuankömmlinge in Uganda sind Frauen und Kinder. Sie erzählen von barbarischen Gewaltakten im Südsudan, vor denen sie geflohen sind. Bewaffnete Gruppen brennen Häuser mit Menschen nieder, töten Zivilisten vor den Augen der Angehörigen, vergewaltigen Frauen und Mädchen und entführen Jungen. Aber der vom Krieg erschütterte Südsudan ist gleichzeitig auch von Dürre und einer Hungerkatstrophe betroffen. Menschen fliehen vor Gewalt und der unsichere Lage und den immer wieder aufflammenden Kämpfen. Der kaum vorhandene Zugang zu Hilfsgütern und die kollabierte Wirtschaft des Südsudan haben dazu geführt, dass 100.000 Menschen vor dem Hungertod stehen. Eine Million Südsudanesen sind akut von einer Hungersnot bedroht.
Wasserreservoire in Syrien halbiert
Umweltorganisationen rechnen mit jährlich rund 21, 5 Millionen Menschen, die vor Dürren, Stürmen oder Überflutungen fliehen müssen. Die Fluchtgründe sind also häufig wesentlich komplexer und werden durch den Klimawandel und seine Auswirkungen nochmals zusätzlich initiiert. 200 Millionen Menschen auf der Welt waren zwischen 2008 und 2015 aufgrund von Naturkatastrophen auf der Flucht. Alleine für Syrien wird geschätzt, so berichtet der britische Independent, dass die größten Wasserreservoire des Landes, welche vor dem Konflikt als Grundlage für lebenswichtige Landwirtschaft dienten, sich nahezu halbiert haben.
UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi macht deshalb bei der Frage nach den Fluchtursachen auch deutlich, dass die Ressourcen strategischer eingesetzt werden müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen. Konflikte zerstören die Umwelt und die Zerstörung der Umwelt führt zu Konflikten, indem Menschen ihrer Lebensgrundlage entzogen und zur Flucht gezwungen werden. In den UNHCR-Programmen werden deshalb Umweltaspekte auch nach einer Flucht konkret einbezogen. 2014 eröffnete UNHCR-Flüchtlingslager im jordanischen Azrag, das mit erneuerbarer Energie versorgt wird. Eine Solaranlage, die von der IKEA Foundation finanziert wurde, kann aktuell 20.000 syrische Flüchtlinge mit Strom versorgen. Die immer wieder geführte akademische Diskussion, ob der Klimawandel Auslöser für einen Konflikt und damit Fluchtursache geworden ist, ist letztlich obsolet. Denn ob Krieg und Gewalt oder Naturkatastrophe, beide Faktoren hängen zusammen und verstärken sich. Mit innovativen, nachhaltigen und ganzheitlichen Lösungsansätzen auch bei der Hilfe für die Geflüchteten muss Umweltschutz und Unterstützung für die Menschen gemeinsam umgesetzt werden.
Peter Ruhenstroth-Bauer ist Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UNHCR. Spenden für den UNHCR online sicher und bequem online unter: www.uno-fluechtlingshilfe.de